Unwettereinsatz mit dem Hilfeleistungskontingent

06.06.2024
Feuerwehr
42 Jahre altes Feuerwehrauto rückt zu Unwettereinsatz nach Baar-Ebenhausen aus

Überörtliche Hilfe

Nachdem am ersten Samstag im Juni 2024 ergiebiger Regen über den Süden Bayerns herfiel, die Pegel der Flüsse rasant anstiegen und ganze Ortschaften überfluteten, Dämme brachen und zum Teil ein Bild der Verwüstung entstand wurden erste Hilfeleistungskontingente schon am Samstag in die Betroffenen gebiete alarmiert, also stieg auch die Wahrscheinlichkeit das wir zur Unterstützung gerufen werden. Nach dem sich ein eventueller Einsatz abzeichnete wurde schon einmal eine Mannschaft zusammengestellt, die im Einsatzfall unser LF16-TS (mit 42 Jahren das älteste Auto des Hilfeleistungskontingentes Mittelfranken Süd) besetzt. Täglich vielleicht sogar Stündlich schauten wir uns Berichte und Prognosen aus den betroffenen Gebieten an.

Dienstag, 04.06.2024:

Um 15:20 Uhr erreichte uns die Information das das Hilfeleistungskontingent morgen Früh in den Einsatz geht. Packlisten wurden rausgeholt und Taschen gepackt, für wie viel Tage war zu diesem Zeitpunkt ungewiss. Abends ging es dann noch zu den Kameraden aus Roth, wo noch Gummistiefel gepackt wurden.

Um 18:30 Uhr erreichte uns der Marschbefehl für diesen Einsatz mit allen wichtigen Informationen.

Es wurden die Taschen Final gepackt und es ging ab ins Bett.

Mittwoch & Donnerstag, 05.06.2024 – 06.06.2024:

Um 05:45 Uhr trafen sich die 6 Kameraden unserer Wehr am Gerätehaus, packten Ihre Taschen ins Feuerwehrauto und gingen in den Einsatz, in Roth gab es noch zusammen mit den 2 Kameraden aus Roth ein „Abschiedsfoto“ und dann ging es auf den Festplatz nach Weißenburg, wo sich das Hilfeleistungskontingent einfinden sollte.

Um 08 Uhr verabschiedeten uns noch politische Redner wie unser Landrat Ben Schwarz, aber auch unser Kreisbrandinspektor Michael Stark sowie der Kreisbrandrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen Volker Satzinger. Kurz nach 8 Uhr war es dann soweit, unter der Leitung des Kreisbrandinspektors des Lkr. WUG-GUN Anton Brattinger setztes sich das Hilfeleistungskontingent mit über 30 Fahrzeugen und 120 Einsatzkräften in Bewegung, Ziel war der Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, Hier die Ortschaft Baar-Ebenhausen.

Nach der Verlegung ins Schadensgebiet folgte erstmal eine kurze Verschnaufpause für die Mannschaft, während sich die Führungskräfte ein Bild der aktuellen Lage machten und die Einsatztaktiken besprochen wurden. Unser Augenmerk lag auf dem Auspumpen von Kellern, welche zum Teil nicht nur mit Wasser, sondern Heizöl/Wasser-Gemisch geflutet waren.

Um 13 Uhr ging es dann los zum 1. Keller.

Hier bauten wir zusammen mit den Kameraden der Kameraden aus Greding sowie Roth (Zusammen haben wir den 3. Zug des Hilfeleistungskontingent gebildet, Greding 12/1 als Führungsfahrzeug, und Eckersmühlen 48/1 und Florian Roth 58/1 zur Einsatzbewältigung) die Gefahrstoff-Umfüllpumpe (kurz GUP) auf und Pumpten ein Öl-Wassergemisch aus der Auffangwanne des Heizöltanks in IBC-Container ab, welche dann an einen Sammelplatz gebracht wurden, wo Sie eine Fachfirma abholte (25cm Öl-Wassergemisch wurden hier abgepumpt)

Nach dem Rückkehren zu unserem Sammelpunkt am Gerätehaus von Ebenhausen erhielten wir sofort neue Einsatzaufträge, wo es sich auch um Keller handelte die mit Wasser vollgelaufen waren.

Bein nächsten Keller erwartete uns „nur Wasser“ welches nach einem Test der Kanalisation mittels 2 Tauchpumpen zugeführt wurde (60cm Wasser im Keller), parallel zu dieser Einsatzstelle bauten wir ei Haus weiter wieder die GUP auf um hier ein Öl/Wasser-Gemisch aus der Wanne eines Heizöltankes abzupumpen (circa 3500 Liter). Nach Abschluss dieser beiden Einsatzstellen ging es für uns auch wieder nur ein Haus weiter, hier war das Ausmaß jedoch etwas Größer das Wasser/Öl-Gemisch stand im kompletten Keller auf einer höhe von 160-170cm. Wir bauten die GUP auf und forderten eine Vielzahl an IBC-Container an und saugten die Ölschicht ab, anschließend setzten wir auch hier eine Tauchpumpe ein um die Flüssigkeiten in die IBC-Behälter zu pumpen. Da dies eine längere Einsatzstelle war pumpten wir am Mittwoch noch 4 Stunden an diesem Keller bis zum Einsatzende des heutigen Tages um 21:15 Uhr.

Der Abend wurde dann nach einer kurzen Ansprache durch die Kontingentführung in einer geselligen Runde ausgeklungen bevor es zum „schlafen“ ging. In der benachbarten Turnhalle wurden die 130 Einsatzkräfte untergebracht. Unter einem zum Teil wahren Konzert von menschlichen Kettensägen (Schnarchen) probierte der ein oder andere das Auge zu zu bekommen und andere Zählten die Sekunden bis die Nacht rum war.

Um 07:15 Uhr am Mittwoch ging es dann ans Frühstück bevor es wieder in den Einsatz ging.

Wir fuhren zurück zur Einsatzstelle vom Vortag, stellten die Gerätschaften wieder auf und weiter ging das Abpumpen des Kellers. Nach 10 Stunden Pumpen und über 100.000 Liter war der Keller dann gegen 14 Uhr endlich leer gepumpt, Hier ist zu erwähnen das die betroffene Familie uns sehr zuvorkommenden mit kühlen Getränken und kleinen Snacks sowie Kaffee versorgt hat.

Nach dem zurückbauen bauen und einer kurzen Verabschiedung rückten wir wieder ab und fuhren zum Sammelpunkt zurück.

Mittlerweile stand fest, dass wir am heutigen Abend unser Einsatzende erreichen und wieder zurück in die Heimat fahren. So hieß es für uns erstmal warten, wir stärkten uns, unterhielten uns und scherzten auch etwas miteinander bevor wir noch einmal zu einem Keller gerufen wurden, wo sich aber herausstellte das hier kein eingreifen mehr erforderlich war.

So rückten wir wieder ab und stellten am Sammelpunkt die Abmarschbereitschaft her in dem wir abgeladen Material auf den Fahrzeugen wieder aufgeladen haben und unsere persönlichen Utensilien zuluden.

Um 18:30 verabschiedete uns dann der Ortsansässige Bürgermeister inklusive deren Wehr am Sammelpunkt bevor sich das Kontingent wieder auf den Weg zurück in die Heimat machte.

Der Teil des Landkreises Roth machte am Hallenbad in Greding noch einmal einen technischen halt bevor es für jeden zurück an seinen Heimatstandort ging.

Wir machten noch einen kurzen Abstecher zu den Kameraden nach Greding für ein gemeinsames Foto des 3. Zuges vom Hilfeleitungskontingent Mittelfranken Süd bevor auch wir unsere Heimreise antraten. Fast genau 40 Stunden nach verlassen des Gerätehauses waren wir wieder zurück in unserem Gerätehaus. Noch kurz unsere Sachen ausräumen und dann ging es nach Hause und schlafen.

Freitag, 07.06.2024:

Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz, so heißt das Sprichwort.

So trafen sich unsere 6 Kameraden mit den Kameraden aus Roth inklusive deren Gerätewart und Kommandanten am Gerätehaus in Roth um 08 Uhr zum gemeinsamen reinigen und Aufräumen der Fahrzeuge und Gerätschaften.

Gemeinsam reinigten wir und räumten alles wieder auf, wechselten noch die Einsatzklamotten der letzten Tage und dann war es gegen 11 Uhr mit dem Kontingenteinsatz geschafft.

Resümee der letzten Tage:

Dieser Einsatz hat verdeutlicht das Feuerwehr Familie ist, bei Abfahrt des Kontingentes kannten wir die Kameraden aus Greding nicht und doch hat es sich gezeigt, dass binnen weniger Minuten an der ersten Einsatzstelle alles gepasst hat, man konnte sich sofort auf den anderen verlassen und miteinander Arbeiten auf einem sehr professionellen Niveau genauso wie mit den Kameraden aus Roth natürlich auch und dem Rest des kompletten Kontingentes.

Was uns bleibt sind viele Eindrücke, Emotionen und Bilder, Geschichten der Betroffenen und vielleicht sogar neue Freundschaften untereinander. Wir sind dankbar, dankbar das wir helfen konnten und die Hoffnung vielleicht auch wieder etwas aufflammen oder verstärkt haben.

Unser Dank gilt dem THW-Gunzenhausen für die fantastische Verpflegung die seines gleichen sucht, den Kameraden und der Führung des Kontingentes für die sehr gute Zusammenarbeit sowie den Arbeitgebern unserer Kameraden für die kurzfristige Freistellung für diesen Einsatz.

Abschließend bleibt uns nur noch eines zu sagen:

Sollten wir im Rahmen des Hilfeleistungskontingentes wieder angefordert werden, werden wir keine Sekunde zögern und wieder unsere Taschen packen um anderen Leuten in Not zu helfen.